und noch ein tag in brünn, unser letzter tag. an dem wollten wir uns gemütlich das kunstgewerbliche museum anschauen, vorher aber nochmal auswärts frühstücken - die doch arg ungemütliche tischsituation im appartement...
am museum erst ein bisschen irritation, ein eingang war gesperrt, mit hinweis auf eine veranstaltung - dass es noch einen anderen eingang gab und wir durchaus alles ausser der eingangshalle anschauen konnten, mussten wir selbst herausfinden.
ein bisschen schade war das schon, dass drei viertel des foyers von irgendeiner businessveranstaltung belegt war, wir konnten uns krištov kinteras installation démon růstu II aber trotzdem ganz gut anschauen.
den text dazu fand ich recht spannend - darum hier direkt im blog:
In einer Gesellschaft des Überflusses wachsen die Dinge buchstäblich vor unseren Augen wie eine Zeitbombe. Vieles wird zu Müll, ohne auch nur einmal benutzt worden zu sein. Genau darum geht es in Kinteras „Demon of Growth”. Die großzügige skulpturale Form, die hauptsächlich aus verschiedenen Arten von Kugeln und Weihnachtsdekorationen besteht, reagiert auf einen bestimmten Raum, den sie gleichzeitig schmückt und absorbiert. Sie ist ein perfektes Beispiel für Kinteras künstlerische Manipulation unbewusster Assoziationen. Wachstum ist genetisch mit unserer Kindheit verbunden, ebenso wie Ballspiele und die Vorfreude auf Weihnachten. Deshalb betrachten wir nachhaltiges Wirtschaftswachstum automatisch als ebenso natürlich und lebensfördernd, obwohl wir seit Jahren beobachten, dass es schädliche Nebenwirkungen hat. Der Dämon des Wachstums verfolgt uns auf ähnliche Weise wie Barbucha den ungezogenen Bären in Vančuras Märchen verfolgte. Kintera kontaminiert die Moral mit Humor, was paradoxerweise deren Wirkung verstärkt. Lachen stört unsere natürlichen Abwehrinstinkte und ebnet den Weg zu den tieferen Schichten unseres Bewusstseins.
glas ist immer toll - und ich mag auch sehr gerne so experimentelle sachen ohne direkten gebrauchtswert. |
der sessel ist ein entwurf von adolf loos - also doch noch was von ihm gefunden. bequem stelle ich mir den aber nicht vor... |
pausenplätzchen für uns. dann ging es weiter mit einem spannenden ausstellungskonzept - schwarz-weiss, bezogen auf das eher luftige,helle der glaskunst und das stärker erdige, dunkle des porzellans.
hat sich mir nicht so erschlossen, war aber vor allem spannend, weil es in der überfülle nicht nur scheussliches, sondern auch ausgesprochen schöne stücke zu sehen gab.
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während bei uns zuhause frau brüllen die römer ausgräbt, wird hier in brünn etwas aus dem dreizehnten jahrhundert genauer untersucht, bevor hier ein neuer konzertsaal entsteht. |
was für ein hübsches schaufenster - im laden gibts nüsse, was auch der name des ladens ist. |
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heute klassische musik! verkündet das transpareht am janacek theater. |
kai hatte beim durchsehen der veranstaltungen ein konzert entdeckt und gleich für uns zwei karten gebucht, fazil saj am klavier und dennis russel davis als dirigent spielten mit den brünner philharmonikern das dritte klavierkonzert von beethoven und anchschliessend ohne den pianisten die fünfzehnte sinfonie von schostakowitsch. kai sagen ja sowohl die namen als auch die stücke etwas, mir nur das zweite stück, das gespielt wurde, weil ich aus historischem interesse neulich eine podcast über schostakowitsch gehört hatte. ich lasse mich aber immer gerne auf musikalische abenteuer ein - vor allem dann, wenn man auch noch in so ein haus dabei kommt.
das orchester zuerst mit flügel und gar nicht mal so grosser besetzung - dirigent und pianist waren vom zweiten balkon aus noch gut zu erkennen und die musik noch besser zu hören.
dann schostakowitsch.
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frühmorgens am denkmal für die befreiung durch die sowjetische armee - spannenderweise wird das denkmal auf google-maps diskutiert. |
und dann ging es am tag drauf nach hause. ein bisschen spannend war das dann noch, weil wir ja das auto in der tiefgarage beim theater versorgt hatten und erst einmal abholen (und fünf tage parken bezahlen), dann einen parkplatz beim haus finden und alles einpacken mussten. wir sagten uns einfach, dass es jetzt auf ordnung auch nicht mehr so richtig ankäme, da wir ja nur noch nach hause fahren würden, ging dann aber doch erstaunlich geordnet vonstatten, das alles. um halb neun starteten wir in richtung süden, fuhren nochmal durch die weinberge in südmähren, kauften ein bisschen wein nach und ein paar süssigkeiten im supermarkt und nahmen dann die restichen knapp neunhundert kilometer unter die räder, mit ein paar pausen waren wir um kurz vor zehn zuhause.